Grattouren um die Schwarzwasserhütte (2007)

Ende Juni 2007 fand unter der Leitung von Camillus Baumgartner wieder die Bergwander-Ausfahrt ins Kleinwalsertal statt. Stützpunkt war die Schwarzwasserhütte im gleichnamigen Tal, um das herum die Wanderungen führten. Geplant waren drei Touren von 6-8 Std./Tag mit Klettereinlagen im 1.Grad.

 

1.Tag

 

Der erste Tag begann früh morgens mit der Anfahrt aus Stuttgart zur Talstation der Walmendinger Hornbahn in Mittelberg (1215 m). Das Wetter entwickelte sich während der Fahrt alles andere als erfolgversprechend: je näher wir dem Kleinwalsertal kamen, desto stärker regnete es. Mit gemischten Gefühlen gaben wir den Teil unseres Gepäcks, den wir für die heutige Wanderung nicht brauchten, bei der Bahn auf, und fuhren dann zum Mahdtalhaus in Riezlern (1086 m), wo die Tagestour starten sollte. Mit leichtem Gepäck und Regenschirm ging es dann zum Bus, der uns zur Auenhütte (1273 m) im Schwarzwassertal brachte. Ursprünglich wollten wir das Walmendinger Horn (1990 m) über den Heuberggrat ersteigen. Wegen dem nassen Wetter entschied sich unser Leiter aber für den einfacheren Weg über die Walmendingeralpe. Immerhin war für die nächsten zwei Tage eine Wetterbesserung angekündigt, die sich erfreulicherweise schon während des Aufstiegs bewahrheitete: als wir oben am Gipfel ankamen, regnete es nicht mehr. Aussicht hatten wir zwar keine, aber das war ja schon mal ein gutes Zeichen. Unter dem Gipfel war schon der Holzhaufen für das Sonnenwendfeuer aufgestapelt worden. Ob wir das Feuer abends von unserer Hütte aus sehen werden?

 

Wir pickten das Gepäck, das die Bahn für uns nach oben transportiert hatte, auf und aßen in der Bergstation zu Mittag. So gestärkt ging es dann weiter auf dem Grat Richtung Ochsenhofer Scharte: abwärts vom Walmendinger Horn über die Muttelbergscharte  und Muttelbergkopf (1989 m), dann über die Ochsenhofer Köpfe. Der anfangs breite Weg wurde bald schmäler und die ersten kleinen Klettereinlagen tauchten auf. Camillus zeigte uns einige der hier zahlreichen Blütenpflanzen am Wegesrand. Überhaupt ist diese Wandergegend für Freunde der Flora sehr zu empfehlen: die durchschnittlich 2000 m hohen Berge sind bis oben mit Grün überzogen. Da gibts viel zu entdecken und zu beobachten…

 

Nach der Überschreitung der Ochsenhofer Köpfe konnten wir unten im Tal schon die Schwarzwasserhütte (1620 m) sehen. Es ging jetzt abwärts über die Ochsenhofer Scharte (1850 m) zur Hütte. Nachdem wir uns im Lager eingerichtet hatten und umgezogen waren, ging es in die Gaststube zum Abendessen. Die Portionen hier sind, wie wir zuvor schon erfahren hatten, bergsteigermäßig groß bis riesengroß. So gibt es den empfehlenswerten Kaiserschmarrn in zwei Größen: halbe und ganze Portion (der Autor mit 70 kg Lebendgewicht war nach einer halben Portion satt). Beim gemütlichen Beisammensein konnten wir noch das Sonnenwendfeuer auf dem Walmendinger Horn als kleinen Lichtschein sehen.

 

2.Tag

 

Der neue Morgen begrüßte uns mit Sonnenschein und ein paar Schönwetterwolken. Bestes Wanderwetter, denn es war auch angenehm kühl. Heute standen die Berge westlich der Schwarzwasserhütte auf dem Programm: Falzer Kopf, Kreuzmandl, Steinmandl, Grünhorn und noch das Starzeljoch. Nach einem guten Frühstück ging es um 8:00 Uhr los. Es ging leicht bergan über den Gerachsattel (1752 m), dann weiter über feuchte und saftig grüne Wiesen mit Blick auf den Diedamskopf (2090 m). Wir stiegen hinauf zu der Kreuzle-Scharte zwischen diesem und dem Falzer Kopf (1968 m). Die erste kurze Trinkpause. Jetzt ging es über den Grat Richtung Falzer Kopf, mal breiter, dann wieder schmäler und felsiger. An manchen Stellen mußten wir um Felsen herumklettern, durch dichtes Buschwerk uns zwängen oder die Stämme der kleinen Tannen als Sicherungsgriff verwenden. An einigen Stellen waren zusätzlich einige Trittstifte oder ein Stahlseil angebracht. Vor dem Falzer Kopf türmte sich ein felsiger Abschnitt über uns – das steilste Wegstück auf dieser Tour. Aber das konnte uns nicht schrecken, alle kamen nach anregender Kletterei – unter fachkundiger Anleitung von Camillus – oben heil an. Weiter ging es bergab über das Neuhornbachjoch, dann wieder bergan auf Kreuzmandl (1974 m) und Steinmandl (1982 m). Dort machten wir unsere Mittags-Vesperpause. Danach marschierten wir weiter zum Grünhorn (2039 m), von wo aus wir steil abwärts zum Starzeljoch (1868 m) hinunterstiegen. Von dort ging es fast eben zur benachbarten Ochsenhofer Scharte (1850 m). Jetzt ging es auf schon bekanntem Wege hinab zur Hütte. Der schöne Tag klang aus mit einem erfrischenden Radler auf der Terrasse, dem obligatorisch reichhaltigen Abendessen und gemütlichem Beisammensein.

 

3.Tag

 

Der letzte Tag unser Ausfahrt führte uns über den höchsten Berg in diesen drei Tagen, den Hohen Ifen (2230 m) und danach über den Gottesacker zurück zum Mahdtalhaus. Diesmal wieder mit vollem Gepäck starteten wir nach dem Frühstück in die gleiche Richtung wie gestern, bogen dann aber Richtung Ifersguntalpe (1750 m) ab. Über ein paar Bäche ging es dann stetig über den Eugen-Köhler-Weg bergauf. Von Westen zogen bald dichtere Wolken auf, aber es regnete nicht. Weiter oben im felsigen Gelände tauchten dann als Gehhilfe breite Trittbügel im plattigen Kalkstein und einige Stahlseile zum Festhalten auf. Es war aber keine Kletterei wie am Vortag notwendig. Der Hohe Ifen liegt wie ein gestrandetes Schiff schräg ansteigend in der Landschaft und ist rundherum durch eine fast durchgehende senkrechte Felswand geschützt. Nur an wenigen Stellen ist diese unterbrochen bzw. ohne Kletterei begehbar: von Süden verläuft der Eugen-Köhler-Weg durch eine dieser Lücken, nach Norden windet sich ein schmaler Weg zum Gottesacker hinunter. Am Gipfel stärkten wir uns nach diesem 600 m-Aufstieg erstmal und brachten unseren Pulsschlag wieder auf Normalniveau. Leider zogen die Wolken direkt über den Gipfel, so daß wir kaum Aussicht hatten. Deshalb machten wir uns auch alsbald wieder auf den Weg. Leicht bergab ging es jetzt zu der Stelle, wo der schmale Pfad durch die Felswand hinunter zum Hahnenköpfle und zum Gottesacker abzweigte. An einigen steileren Stellen waren zur Hilfe wieder Stahlseile gespannt, der Abstieg gelang problemlos. Auf dem Weg zum Hahnenköpfle (2143 m) direkt unter dem Hohen Ifen sahen wir auf einem Felsblock ein Murmeltier stehen, das lauthals seine Sippe vor uns warnte. Nachdem wir weitergezogen waren, beruhigte es sich aber wieder. Auf dem Hahnenköpfle machten wir dann unser Mittags-Vesper. Von dort hatten wir bereits einen guten Blick auf den Gottesacker, der sich nach Norden und Westen ausbreitete. Dabei handelt es sich um eine bizarre Karst-Landschaft, die man in den Alpen so kaum vermuten würde. Der blanke geschichtete Kalkstein, der fast nicht bewachsen ist, sieht aus wie eine über die Landschaft gezogene hellgraue Metallschicht, die dann von unten her stellenweise wieder aufgeschmolzen worden ist (natürlich ist da nichts geschmolzen worden, sondern das im Regenwasser gelöste Kohlendioxid hat den Kalkstein im Lauf der Zeit aufgelöst). So ist der platte Kalkstein mit zahllosen kleinen und großen Löchern durchzogen, die auch mehrere Meter tief sein können (im Winter oder bei Nebel sollte man hier nicht herumlaufen!). Bei den größeren Löchern sieht man die ca. 10cm dicken Kalksteinschichten, die in regelmäßige Quader aufgespalten sind. Das sieht fast wie gemauert aus.

 

Hier führte jetzt unser Weg geradewegs hindurch. Markierungen auf dem Kalkstein wiesen uns die Richtung. Obwohl es weiterhin trocken war, war das Gehen hier anstrengend, da wir die vielen Löcher ständig umgehen mußten. Manchmal klang der Kalkstein hohl oder saß locker – es wurde aber niemand von uns vom Erdboden verschluckt. Was da wohl für Hohlräume und Höhlen im Untergrund schlummern?

 

Nach einiger Zeit kamen wir an der verfallenen Gottesackeralpe (1835m, Wegkreuzung) vorbei. Wir gingen weiter geradeaus, jetzt noch einmal bergauf zur Torkopfscharte (1967 m). Von jetzt ab ging es stetig bergab. Wir durchquerten die Oberen Gottesackerwände auf steilem Wege und kamen zum Windecksattel (1751 m), bogen dort rechts ab Richtung Riezlern. Es ging jetzt auf wieder breiteren Wegen über Wiesen und später durch Wald weiter bergab. Unterwegs kamen wir noch am Höllloch vorbei, einem 76m tiefen Loch im Kalkstein, in dem ein Bach versickerte. Nach langem Abstieg kamen wir schließlich müde am Mahdtalhaus (1100 m) an. Wir zogen uns um und gingen noch zusammen in einem Restaurant zum Abendessen. Kaum hatten wir es uns bequem gemacht, fing es zu regnen an. Das war perfektes Timing!

 

Fazit

 

Eine empfehlenswerte und schöne Ausfahrt für alle ambitionierten Wanderer, die die in der Ausschreibung gemachten Voraussetzungen mitbringen und keine Angst vor Klettereien haben. Die Klettereinlagen haben sehr viel Spaß gemacht! Fans der Alpenflora kommen auch auf Ihre Kosten. Die Unterbringung in der Schwarzwasserhütte ist einfach, dafür entschädigt aber das reichhaltige Abendessen.

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