Mit Schneeschuhen rund um Cortina (27.02.-02.03.2020)
Schneeschuhtourentage rund um Cortina/Dolomiten vom 27. Februar bis 2. März 2020
Tourenleitung und Bericht Gisela Metzler
Gespannt beobachte ich in der Zeit vor der Tour die Entwicklung von Wetter und Schneelage in den Dolomiten. Leider zeigen die Webcam-Bilder rund um Cortina immer mehr grüngraue Wiesen.
Kurzfristig gesellt sich das Thema Coronavirus dazu, das am Vortag der Fahrt die Teilnahme mehrerer Teilnehmer in Frage stellt. Nach einer kurzfristigen Absage wird abends noch das Fahrzeug umdisponiert, bevor wir uns am Freitagmorgen zu siebt in zwei Autos auf den Weg machen in Richtung Norditalien.
Im Höhlensteintal in den Sextener Dolomiten legen wir eine kurze Kaffeepause ein. Trotz der Bewölkung haben wir von hier freien Blick auf die Drei Zinnen. Dann fahren wir noch ein paar Kilometer weiter, um uns mit einer ersten kleinen Aufwärmtour im hübschen Val Popena im Cristallo-Massiv die Füße zu vertreten. Als sich das Tal weitet, wird es immer windiger und ungemütlicher und mit Blick auf die Uhr kehren wir um, um nicht zu spät in unserem Hotel in Pocol oberhalb Cortinas zu landen.
Dort genießen wir später das erste kulinarische Verwöhnprogramm und lassen danach den Abend in der Bar gemütlich ausklingen.
Heute fahren wir bei Gipfelwetter ein Stück Richtung Falzàrego-Pass. Die Angst wegen zu wenig Schnee ist inzwischen vergessen. Wir starten von einem kleinen Wanderparkplatz, gehen zunächst auf der gewalzten Fahrstraße durch den Wald und haben im Norden immer wieder die imposanten Klötze der Tofanen im Blick. Schließlich erreichen wir einen Aussichtsbalkon der Superklasse und bestaunen von hier die Croda di Lago und den Monte Formin gegenüber, weiter rechts den Nuvolau, unser heutiges Gipfelziel, dahinter den Averau und schräg über uns einen der Cinque Torri. Dann queren wir Richtung Westen einen Hang und lassen die beeindruckenden Felstürme rechts über uns liegen. Für das letzte Stück zum Rifugio Scoiattoli im Skigebiet muss ein ziemlich steiler Hang gemeistert werden. Oben angekommen beschließen wir einzukehren und uns hier auf der Terrasse für den weiteren Weg zum Gipfel zu stärken. Dabei genießen wir erneut die grandiose und jetzt erweitere Aussicht. Schließlich geht es auf einer Piste für Tourengeher parallel zur Skipiste zur Averau-Hütte. Von hier muss ein kurzes Steilstück gequert werden, bevor wir auf dem Rücken relativ flach vollends Richtung Gipfel steigen. Das letzte, ziemlich ausgesetzte Stück zur Nuvolau-Hütte schenken wir uns. Wir genießen unser Gipfelglück von etwas unterhalb und bewundern die herrliche Rundumsicht: Im Osten zeigen sich die Sorapis und der Antelao, daneben weiterhin die markante Croda da Lago und der Monte Formin, im Süden die mächtige Civetta, die Marmolada, die Sella und gegenüber der Lagazuoi und die gewaltigen Wände der Tofane mit dem Tofanekar. Inzwischen haben alle Kaffeedurst. So kehren wir auch in der Averau-Hütte ein. Auf der Terrasse ist es uns jetzt zu frisch, aber auch vom Gastraum aus präsentiert sich uns ein herrliches Dolomiten-Panorama. Beim weiteren Abstieg wird es dann schattig und ziemlich kalt.
Am Sonntag ist der Himmel wie angekündigt wolkenverhangen. Wir fahren nach Misurina. Auf dem Programm steht wegen der versprochenen Aussicht der Monte Piano oder auch Monte Piana. Wir steigen auch heute wieder einen Teil des Weges auf einer gebahnten Fahrstraße hoch, auf der sich diesmal viele Touristen mit Skidoos zum Rifugio Monte Piano fahren lassen, um dann mit einem Rodel hinunter zu flitzen. Die Steilstufe bis zur Hütte wird mit langen Serpentinen überwunden. So wenig anspruchsvoll dieser Teil der Tour ist, die Aussicht wird umso interessanter. Je höher wir kommen, desto mehr Gipfel zeigen sich uns in den Sextener Dolomiten. Von den Drei Zinnen sehen wir heute allerdings nur die Westliche. Auch heute machen wir in der Hütte am Weg Mittagspause und steigen anschießend relativ flach und ohne gewalzte Piste weiter bis zum völlig unspektakulären Gipfel des Monte Piano, auf den im Sommer ein Klettersteig führt. Von hier sehen wir hinüber zur Plätzwiese und zum Dürrenstein. Im Westen beeindruckt als riesiger Klotz die Hohe Gaisl und etwas südlich davon der Cristallo mit dem Val Popena. Beim Abstieg schauen wir auf die vielen Felstürme der Cadini-Gruppe und in das Kar, durch das man bis zur Forcella della Neve aufsteigen kann.
Für Sonntag verspricht der Wetterbericht Niederschlag und Schnee. So wagen wir die Tour über die Dibona-Hütte ins Tofanekar, wo der Schnee wegen der Südausrichtung unter der dünnen Neuschneeauflage stark vereist ist. Wir starten vom gleichen Parkplatz wie am Samstag und gehen zunächst noch relativ moderat durch den Wald. Das Durchkommen wird allerdings immer schwieriger und abenteuerlicher und an einem ganz kurzen Steilstück braucht es eine ordentliche Portion Mut und Geschick. Die Route wird dann wieder einfacher, und schließlich erreichen wir die Dibona-Hütte, und auch an ihr kommen wir nicht ohne Einkehr vorbei. Nach der Stärkung mit einer leckeren Maroni-Pilz-Suppe geht’s weiter durch lichten Wald und bald erreichen wir das Kar, das sich nach oben immer mehr verjüngt. Zunächst sehen wir aufgrund des leichten Schneefalls von der Umgebung wenig, doch mit zunehmender Höhe wird es ein klein wenig heller und wir erleben vor der Kulisse der uns umgebenden riesigen Felswände und spitzen Felstürmchen eine ganz besonders mystische Stimmung. Bei der ersten Rinne angekommen, kehren wir um und genießen jetzt den Abstieg im Neuschnee in vollen Zügen. Zurück an der Hütte entscheiden wir uns für den Abstieg über die viel weitere, aber bequemere Fahrstraße. Zurück an der Passstraße gehen die einen zu Fuß zurück zu den Autos und andere lassen sich per Anhalter mitnehmen.
Beim Abendessen sind sich alle einig, dass wir heute eine ganz besonders interessante Tour erlebt haben und auch den letzten Abend lassen wir in der Bar ausklingen.
Am letzten Morgen lacht zunächst die Sonne wieder und die Bergwelt bis hinunter nach Cortina ist zum Abschied in ein wunderschönes Winterkleid getaucht. Zwei von uns fahren heute weiter ins Gadertal. Wir andern nehmen, da ohne Schneeketten unterwegs, zur Sicherheit die Strecke über Strudelbach und Toblach zurück nach Österreich. Bei Obsteig in den Miemingern legen wir noch eine kleine Abschlusstour ein und gehen – diesmal ohne Schneeschuhe – die gewalzte Rodelstrecke hoch bis zum Lehnberghaus. Nach einer gemütlichen Einkehr mit leckeren Tiroler Gerichten lassen wir unsere Tourentage ausklingen mit einer Rodelpartie, bei der es gilt, höllisch aufzupassen, um auf der Spur zu bleiben.
Zurück in Stuttgart bringen alle ihre Freude über die schönen und vielseitigen Tourentage zum Ausdruck.