Ötztaler Alpen, wanderbare 3000er (30.07.-03.08.2009)

An einem grauen Donnerstagmorgen, pünktlich um sechs Uhr trafen sich die 8 Teilnehmer der Tour am Leonberger Bahnhof um in die Ötztaler Alpen aufzubrechen.

 

Nachdem Wetter und Wetterbericht so harmonierten, wie wir erwartet hatten, wurde die Stimmung auf der Fahrt nach Vent umso besser, je blauer der Himmel wurde. In Vent angekommen, ging es nach kurzem Umziehen zum voll gerüsteten Bergwanderer erst mal ganz gemütlich im Lift auf 2365m zum Hochvent hoch. Dort stiegen wir dann gleich nach kurzer Einweisung inmitten schönster Blumenpracht und den ersten, ab sofort bei unserer Tour nicht mehr wegzudenkenden Schafherden, hinauf zum Wilden Mannle 3023m. Eine schöne und einfache Tour für den ersten Tag zum Eingewöhnen an die Höhe. Anfangs über Grassflächen, später über große Geröllfelder auf die Spitze, wo wir schon den ersten Gletscher betrachten konnten.

 

Nach Eintrag in das schon vollgeschriebene Gipfelbuch, es war leider das einzige auf der Tour, ging es dann weiter im leichten Abstieg durch eine Gletschermuräne und hinunter über einen schönen Hang zur Breslauer Hütte.

 

Am nächsten Morgen ging es durch ein durch Tiefnebel verdecktes Tal und unter einem leicht bedecktem Himmel weiter zur Vernagthhütte, der wir nur im Vorübergehen einen kurzen Blick zuwerfen konnten, da es sich langsam zuzog und wir noch die Mittlere Guslarspitze (3128m) erklimmen wollten. Also eilten wir im Eilschritt an sanften Grasshängen an etlichen Schafherden vorbei unserem Ziel entgegen: das Hochjoch-Hospiz, das wir von oben kurz betrachten durften, ehe uns Lothar riet, die Rucksäcke zurück zu lassen und „kurz mal“ (bedeutet bei ihm 2 Stunden) zur Guslarspitze aufzusteigen. Nach kurzem Händeschütteln und schnellem Gipfelfoto versuchte die Gruppe im taktischen Rückzug dem immer kälter werdendem Wind und den Regenwolken, die über dem Gletscher des Kesselwandferners ins Tal drückten, zu entkommen. Kaum eine Stunde nach Ankunft im Hochjoch Hospiz, gab es neben den ersten Schauern die Erkenntnis, wieder alles gerade noch rechtzeitig geschafft zu haben.

 

Früh am Samstagmorgen ging es los zur längsten und anstrengendsten Tagesetappe mit 1400 Hm im Auf- und 1000 Hm Abstieg. Los ging es erst mal gemütlich abwärts auf Höhe des Gletscherflusses, den wir überquerten, um dahinter gleich dem Anstieg auf einem Geröllhang bis hoch auf Gletscherhöhe zu folgen. Von hier quälten wir uns immer steiler auf unserem einzigen schwarzen Bergpfad hoch zum Saykogel (3355m). Der Pass ist die einzige Verbindung zwischen den beiden Tälern, wenn man nicht bis zurück nach Vent laufen will. Solchermaßen ermutigt, machten wir uns an den Abstieg zur Martin-Busch-Hütte der wir aus 50 m zuwinken durften, bevor uns Lothar weiter schickte mit der Begründung, „da schlafen wir erst morgen, heute geht’s noch zur Similaunhütte“, mit 3014m zweithöchste Hütte in der Region. Die Hütte liegt wunderschön zwischen lauter Gletschern, die sich alle hervorragend für weitere Touren eignen. Nur 50 Minuten entfernt kann die Ötzifundstelle besucht werden.

 

Am nächsten Morgen ging es frohen Mutes, es sah nach einem schönen Tag aus, weiter zur Martin-Busch-Hütte, wo wir einen Großteil unseres Gepäcks zurückließen, um mit nur leichtem Gepäck den Aufstieg zum höchsten Gipfel unserer Tour, der Kreuzspitze mit 3455 m, zu packen. In altbekannter Weise zuerst über sanfte Hügel immer steiler und felsiger hinauf zur Schneegrenze, wo uns ein erster kurzer Graupelschauer erwischte. Nach kurzer Überlegung und Rundsicht auf die Wolken der umliegenden Gipfel, befahl uns Lothar den Weitermarsch. Knappe 45 Minuten später erreichten wir den Gipfel mit einer herrlichen Rundsicht über die Ötztaler Alpen und die komplette Route der letzten 4 Tage. Schnell einige Fotos und ein sehnsuchtsvoller Blick zur Wildspitze. Beim schnellen Abstieg erwischten uns zwei kurze Schauer, was im nachhinein für Ärger sorgte, da kaum, dass wir an der Hütte waren, die Sonne schien, als wäre nie etwas gewesen. So konnten wir aber den letzten Abend im Gebirge mit unserem redlich verdienten Schokoladenkuchen und bei lustigen Würfelspielen verbringen und auch der nächste Morgen zeigte uns durch starken Nebel und eine garstige Feuchtäskälte, dass wir hier nicht länger erwünscht waren. Bei solchen Argumenten fielen uns die letzten Kilometer die Schotterstraße hinunter nach Vent leicht, wo wir frohen Herzens den Heimweg antraten, wohlwissend, dass wir 5 Spitzen-Tage mit durchwachsendem Wetter, klasse Mitwanderern und durchweg toller Stimmung hatten und nun es hier nichts mehr weiter gab als Regen.

 

Tobias Weigold

Zurück