Schneeschuhtour: Unterwegs im Tourenparadies Brennerberge (11.03.-14.03.2022)

Schneeschuhtouren im Tourenparadies Brennerberge vom 11. bis 14. März 2022
Text: Gisela Metzler
Fotos: Nina Braunert, Stephan Knapp und Gisela Metzler

 
Für die Schneeschuhtourentage im Obernbergtal am Brenner gilt ‚Wer die Wahl hat, hat die Qual‘, denn dort gibt es eine große Zahl an einfachen bis mittelschwierigen Touren mit wunderschönen Aussichten, je nach Tour auf die Tribulaune, in die Zillertaler Alpen und vom Grenzkamm auch bis in die Dolomiten.
Freitag: Warmlaufen in den Miemingern
Die Fahrt dorthin unterbrechen wir nach dem Fernpass in den Miemingern. Von Arzkasten bei Obsteig steigen wir bei herrlichem Wetter auf Richtung Lehnberghaus, zunächst über die Rodelbahn und irgendwann mit freier Sicht auf die dolomitenartigen Erhebungen des Grünsteins und seiner Nachbarn. Kurz vor der Hütte biegen wir nach rechts ab und erreichen schließlich einen wunderschönen Aussichtsplatz mit Blick Richtung Osten übers Inntal bis Innsbruck, und im Süden zeigen sich die Ötztaler Alpen. Es ist noch früh am Tag, und so steigen wir erst mal ab zum Lehnberghaus, wo wir unseren Radler- und Kaffeedurst löschen. Dann werden die Schneeschuhe an die Rucksäcke gepackt, und mit Leihschlitten folgt eine flotte Rodelpartie zurück zu den beiden Autos.
Die Weiterfahrt nach Obernberg, vorbei an Innsbruck, unterbrechen wir nochmal für den Kauf einer Sonnenbrille, die im Schnee, zumal bei dieser erfreulichen Witterung, keinesfalls fehlen darf.
Beim Abendessen in einer der urigen Stuben im komfortablen Almis Berghotel bietet sich die Gelegenheit, den Leiter einer DAV-Summit-Gruppe zu den aktuellen Verhältnissen zu befragen und das morgige Ziel zu bestimmen.

 
Samstag: wir planen die Rötenspitze
Vom großen Parkplatz bei der Waldesruh starten wir nach Norden und steigen zunächst auf einem Ziehweg in Serpentinen bis zur Kastnerbergalm. Im freien Gelände geht es dann bei mittelprächtigen Schneeverhältnissen weiter, und bald wird es deutlich steiler. Aufgrund der Südausrichtung ist die Schneedecke hier leider recht lückenhaft und die weitere Route erschließt sich nicht ohne Weiteres. Nach einer anspruchsvollen Querung legen wir am Fuß einer etwas steileren Rinne erst mal eine Pause ein und beschließen, statt der Durchsteigung dieser Rinne lieber weiter westlich über schöne freie Hänge weiterzugehen, wo auch andere Gruppen unterwegs sind. Weil die Schneedecke hier oft aus Bruchharsch besteht, gestaltet sich der weitere Aufstieg mit den Schneeschuhen immer wieder recht mühsam, zumal aus Rücksicht auf die Skitourengeher neben der Skispur. Doch schließlich wird es wieder flacher und angenehmer und wir kommen durch ein imposantes Felstor. Jetzt ist der Blick frei auf einen Gipfel direkt vor uns und nur 100 m über uns namens ‚Am Hohen Kreuz‘ und dahinter auf den Muttenkopf. Den hatte der Tourenführer am Vorabend erwähnt als begehbar trotz der bescheidenen Schneesituation, doch mit den Schneeschuhen erschien mir diese Tour zu lang.
Die Südflanke vom Hohen Kreuz wirkt zwar nicht begehbar, doch zu unserer Überraschung entdecken wir eine Gruppe, die langsam und vorsichtig absteigt. Da wir keine Steigeisen im Rucksack haben, scheidet es für uns leider aus, diesem Beispiel zu folgen und den nahen Gipfel mitzunehmen. Stattdessen studieren wir intensiv das Gelände und die Hangneigungskarte in meinem Handy und diskutieren die Möglichkeiten, unsere Tour fortzusetzen. Aufgrund der Steilheit und der in diesem Winter eher heiklen Lawinensituation sowie der aktuellen Lawinenstufe 3 fällt schließlich die Entscheidung gegen den direkten sehr steilen Abstieg und auch gegen das Weitergehen in Richtung Muttenkopf. Der ist nur zu haben, indem wir einen Steilhang queren, aktuell ein zu heikles Unterfangen, zumal wir Lawinenabgänge sehen. Stattdessen steigen wir ähnlich der Aufstiegsroute wieder ostwärts ab. Dabei nutzen wir soweit möglich die flacheren Geländeabschnitte, bis wir dann weiter unten doch noch ein kurzes Steilstück überwinden müssen. Zurück bei der Kastnerbergalm machen wir noch mal eine gemütliche Pause und genießen die herrlichen Ausblicke – von den Zillertaler Alpen im Osten bis zu den imposanten dunklen Felswänden der Tribulaune im Südwesten.
Wieder zurück am Parkplatz kehren wir zur Belohnung für die heutigen Mühen erst mal ein im Gasthof Waldesruh. Abends lassen wir uns wieder lecker bekochen und besprechen anschließend die Tour für den nächsten Tag, einen Klassiker im Obernbergtal und auch in Tirol.

 
Sonntag: auf den Grubenkopf
Wir starten wieder vom Parkplatz beim Berggasthaus Waldesruh, und dank des herrlichen Wetters teilen wir uns die Route heute mit vielen Einheimischen. Zunächst geht’s zum schönen Obernbergersee, der von den wuchtigen Ostwänden der Tribulaune überragt wird. Etwas später halten wir uns leicht links und kommen über die sogenannte Märchenwiese zum Plateau der Steinalm. Ab hier steigen wir im offenen Gelände weiter zu einem Hochtal und dann, statt geradeaus zum Grubenjoch, wie die anderen Tourengeher auch in einer Rechtskurve über die steile und herausfordernde Nordflanke auf den Gipfel. Im Steilhang bläst uns eine steife Brise um die Nase und der wenige Lockerschnee wird heftig aufgewirbelt.
Der Grubenkopf ist einer der Gipfel auf dem Grenzkamm zwischen Österreich und Südtirol, und von hier oben haben wir eine großartige Rundumsicht auf die Zillertaler im Osten, die Dolomiten im Süden, die Ötztaler im Westen und im Norden zeigen sich die Stubaier und die Nordkette über Innsbruck. Nach ausführlicher Gipfelschau und den obligatorischen Gipfelfotos machen wir uns an den Abstieg, diesmal hinunter zum Grubenjoch, dann hinunter zum Plateau und von dort durch den Kaiserwald die stark ausgefahrene und teils rinnenartige Route durch den immer noch recht schönen Winterwald bis zum Obernberger See. Von hier sind wir dann schnell wieder am Parkplatz. Den Tag lassen wir wieder in der gemütlichen Stube in Almi‘s Berghotel ausklingen.

 
Montag: noch ein Gipfel und Heimfahrt
Vor der Heimreise bietet es sich an, schon mal ein paar Kilometer in Richtung Brennerautobahn zu fahren, die über zahlreiche hohe Brücken führt. Von einem der Parkplätze unterhalb gigantischer Brückenpfeiler nehmen wir den Aufstieg zum Sattelberg in Angriff. Auch heute sind wir nicht alleine unterwegs. Über eine aufgelassene Skipiste, die dennoch gewalzt wirkt, steigen wir zunächst recht gemütlich bis zur Sattelbergalm. Dann wir es deutlich steiler und die Aussicht, vor allem ostwärts auf die Zillertaler, immer beeindruckender. In Gipfelnähe geht dank des schneearmen Winters der Schnee aus, doch der schönen Rundumsicht tut das keinen Abbruch. Nach dem zweiten und letzten Gipfelfoto am etwas tiefer liegenden Gipfelkreuzes steigen wir ab und genehmigen uns auf der Sattelbergalm einen letzten Einkehrschwung, bevor wir vollends absteigen und die Heimreise antreten.
Dank des herrlichen Wetters und trotz des schneearmen Winters blicken wir zurück auf vier wunderschöne und sonnenverwöhnte Tourentage.

Zurück