Schneeschuhtouren-Wochenende im Bregenzerwald (26.01.-29.01.2024)
Schneeschuhtouren-Wochenende im Bregenzerwald
Text: Gisela Metzler
Fotos: Gisela Metzler und Teilnehmer
Mit viel Regen bis in höhere Lagen gestaltet sich die Entwicklung der Schnee- und Lawinenlage im Vorfeld der Tour Ende Januar wieder mal reichlich spannend. Entsprechend herausfordernd auch die Planung der Touren.
Freitag: Anreise und Aufwärmtour
So treffen wir uns am Anreisetag erst mal in einem netten Café in Mellau und entscheiden dort, dass wir nach Schröcken fahren und von dort zum Körbersee aufsteigen, weiter zum Hochtannbergpass und mit dem Bus wieder zurück nach Schröcken.
Nachdem schließlich Parkplätze gefunden sind, geht’s über die nahezu leere Piste bergauf - zunächst durch den Wald und bald im freien Gelände. Hier lassen sich die Auswirkungen des vielen Regens der letzten Tage bestaunen: Jede Menge abgegangene Grundlawinen und sogenannte Fischmäuler ringsherum, zu denen wir allerdings einen gesunden Abstand haben. Anfangs ist die Sicht noch ganz gut, doch bald trübt es ein, und als wir den Winterwanderweg vom Körbersee zum Parkplatz der Salober-Seilbahn hinuntergehen, setzt der angekündigte Niederschlag ein. Leider ist die Gruppe noch nicht komplett, als der erste Bus kommt, sodass wir beim Warten auf den nächsten Bus immer nasser werden. Trotzdem sind wir uns bei der Fahrt zurück nach Schröcken einig, dass wir eine nette Eingehtour erlebt haben.
Mit den Autos fahren wir zurück nach Schnepfau und über ein schmales, steiles und kurviges Sträßchen hinauf zu unserem Quartier in Schnepfegg. Hier legen wir uns erst mal wieder trocken, bevor wir in der gemütlichen Gaststube einen netten Abend mit leckerem Essen und munterem Austausch verbringen.
Samstag: Von Damüls auf den Ragatzer Blanken
Beim Frühstück genießen wir die schöne Aussicht auf die imposante Kanisfluh gegenüber und freuen uns auf einen sonnigen Tourentag.
Der Regen der letzten Tage hat den Schnee im Tal komplett weggeschmolzen. So sind wir froh, dass die Schneelage in höheren Lagen immer noch gut ist. In Damüls gestaltet sich die Parkplatzsuche besser als erwartet. Schnell lassen wir den Skirummel hinter uns und steigen zunächst auf einem Ziehweg im Wald auf bis zur Ragazalpe. Von hier folgen wir einer Spur, die durch wunderschönes, kupiertes Gelände führt und bald zeigt sich unser heutiges Ziel. Der Gipfel oberhalb der Schneefallgrenze der letzten Tage - im letzten Jahr aperer Fels - präsentiert sich jetzt komplett weiß und mit reichlich Abfahrtsspuren. Ab der überquerten Skipiste führt die Spur ziemlich steil nach oben und zuletzt über einen schmalen Grat zum Gipfelkreuz.
Hier legen wir eine Pause ein, stärken uns und genießen unser Gipfelglück und die herrliche Rundumsicht, bevor es wieder an den Abstieg geht. Nicht alle kommen gleich lässig vorwärts, und manchmal ist der Schnee dank der Sonne schon ziemlich weich und führt zu dem einen oder anderen immerhin weichen Sturz. Unterhalb der Alpe kommen wir in den Schatten und jetzt ist der Schnee extrem hart gefroren. Schließlich kommen wir wieder in den Skirummel und fahren - zufrieden und dankbar für den schönen Tag - zurück ins Quartier.
Nach dem Abendessen diskutieren wir intensiv über die Tour am nächsten Tag, denn zum einen ist die Auswahl an Touren aufgrund der Schnee- und Lawinenlage beschränkt, und zum anderen gibt es Zuspruch sowohl für Touren unterhalb von Damüls wie auch für meine Idee, bei schönem Wetter noch mal zum Hochtannbergpass zu fahren.
Sonntag: Zwecks Perspektivenwechsel wieder zum Hochtannbergpass
Wieder lacht schon beim Frühstück die Sonne und die Lust auf eine andere Perspektive in der Gruppe überwiegt. So fahren wir wieder nach Schröcken und weiter auf den Hochtannbergpass, im Unterschied zu Freitag diesmal mit bester Sicht.
Die Autos parken wir an der Straße kurz nach der Salober-Seilbahn und steigen - wieder in wunderschönem, kupierten und wenig steilen Gelände und deshalb mit niedriger Lawinengefahr – auf Richtung Widdersteinhütte, vor und über uns der imposante Widderstein. Offen ist noch, ob wir unter diesem Gipfel im steileren Gelände nach Westen queren und eine Rundtour gehen. Allerdings spricht das allerletzte Stück dieser Runde unten an der Straße und oberhalb eines tiefen Bacheinschnitts nicht dafür, denn diese letzten Meter dort sind sogar für Skitourengehen heikel.
Unterwegs fällt die Entscheidung zugunsten der Widdersteinhütte, wo wir erst mal verweilen und die herrliche Aussicht genießen. Schließlich steigen wir noch ein Stück weiter zu einer Anhöhe im Nordosten, inzwischen wieder über der Schneefallgrenze der letzten Tage und deshalb im Neuschnee. Auf einen schmalen Rücken gelangen wir bis zu einem Felsaufbau. Nach dem Genuss der Aussicht, jetzt auch in Richtung Allgäu, machen wir uns an den Abstieg hinunter zum Gemstelpass, zu dem auch Tourengeher aus dem Kleinwalsertal aufsteigen.
Nach einer kleinen Runde durch herrlichen Neuschnee kehren wir zurück zur Widdersteinhütte und machen uns an den Abstieg. Die geleisteten Höhenmeter bleiben zwar bescheiden, doch wir sind uns einig, dass wir wieder das Beste aus dem Tag gemacht haben.
Montag: Auf die Kanisfluh und Heimfahrt
Nach der langen Diskussion am Samstagabend hab ich am Vorabend erst mal nur die Tour auf die Kanisfluh mit Seilbahnunterstützung ab Mellau vorgeschlagen, denn auf Skitourenguru wird sie erstmals grün eingestuft. Alle waren einverstanden, und so mischen wir uns heute für die Seilbahnfahrt von Mellau bis zur Rossstelle erst mal unter die Pistenskifahrer.
Bei der Mittelstation müssen wir uns mangels Ausschilderung zunächst orientieren und lassen dann schon nach wenigen Metern den Pistenrummel hinter uns. Im ersten Teil des Wanderwegs ist der Schnee dem vielen Regen zum Opfer gefallen. Der Durchstieg durch einen Bach fordert uns ziemlich heraus, dafür sehen wir zwischen den Bäumen schon bald unser Gipfelziel. Jetzt kommen wir durch wunderschönes Gelände, vorbei an einem malerischen Hochtal, durchzogen von einigen Wasserläufen, tief eingeschnitten in die hohe Schneedecke. Über uns die imposanten Felswände unterhalb des Klipperen, der eigentlich auf der Tourenliste stand, sowie seinen Nachbarn und bis hinüber zur Damülser Mittagsspitze sowie dem Hochblanken über Damüls. Im freien Gelände passieren wir die schön gelegene Wurzachalpe, und von der benachbarten Kuppe aus können wir die möglichen Aufstiege zur Kanisfluh durch eine steilere Flanke studieren.
Ein Stück weiter öffnet sich unverhofft der Blick nach Osten mit einer genialen Aussicht – unter anderem auf mögliche Tourenberge im Bregenzerwald und den Widderstein.
Am Fuß der deutlich über 30° steilen Flanke entscheiden wir, der vorhandenen steilen Schneeschuhspur am rechten, östlichen Rand dieses Steilstücks zu folgen. Schließlich kommen wir wieder in weniger steiles Gelände und queren schließlich bis zu einem Sattel. Von hier genießen wir die Aussicht, im Nordwesten wieder bis zum Bodensee, der wie schon am Samstag immer noch unter einer Wolkendecke liegt. Der Ragatzer Blanken, unser Gipfel am Samstag, versteckt sich leider hinter dem Hochblanken. Neben uns im Westen erheben sich imposante Felsgebilde und im Osten zeigt sich der angedachte Gipfel.
Mit Blick auf die Uhr und die anstehende Heimfahrt sowie die Opernkarte einer Teilnehmerin am Abend schenken wir uns die restlichen knapp 200 Höhenmeter bis zu der oder dem Holenke, dem höchsten Gipfel der Kanisfluh. Noch ahnen wir nicht, wie mühsam sich für einen Teil der Gruppe der steile rutschige Abstieg gestaltet. Erholen können wir uns von dieser Herausforderung auf dem gemütlichen weiteren Rückweg. Als wir jetzt wieder an dem wunderschönen Hochtal vorbeikommen, das morgens noch im Schatten lag, wird es von der Sonne in ein besonders stimmungsvolles Licht getaucht.
Planmäßig erreichen wir die Bergstation, schweben mit der Seilbahn hinunter nach Mellau und treten die Heimreise an.
Obwohl die angedachten Touren mangels Schnee im Tal nicht möglich waren, blicken wir dank des herrlichen Wetters ab Samstag und dank der zusätzlichen Autofahrten hinauf Richtung Schnee zurück auf ein wunderschönes Tourenwochenende.