Skitouren um Namlos/Kelmen (22.02.-24.02.2019)
Auf Gemeinschaftsskitour mit der BG Leonberg in Kelmen / Namlos
Autoren: Sabine Frick, Frank Haug und Willi Bernreiter
Fotos: Teilnehmer
Die BG Leonberg organisiert in der zweiten Februar-Hälfte für 20 Teilnehmer ein Skitouren-Wochenende im Namloser Skitourenparadies, einem Nebental des Lechtals. Die Wetterprognose ist sehr gemischt.
Für den Anreisetag denken wir im Hinblick auf die ernstzunehmende Lawinensituation und insbesondere die in dieser Saison bestehende Gleitschneelawinengefahr als Eingehtour vom Tannheimer Tal aus den relativ flachen Schönkahler an. Weil jedoch die Zufahrtstraße zum Startpunkt dieser Tour wegen eines Lawinenabgangs nicht befahrbar ist, müssen wir umdisponieren. Wir fahren zurück nach Kranzegg im Allgäu und steigen durch das ruhende Skigebiet zur Grüntenhütte auf, leider bei lausigem Wetter, sodass wir – am Sattel angekommen – die Hütte nur mit Mühe finden. Nach einer gemütlichen Einkehr erleben wir eine etwas ruppige Abfahrt. Auf der Weiterfahrt zu unserem Quartier in Kelmen freuen wir uns schon auf das vom letzten Jahr bekannte leckere Abendessen.
Gegen Abend schaffen es dann auch die meisten Nachzügler pünktlich zum Abendessen dorthin, und unsere Erwartungen an die Kochkünste der Wirtin werden nicht enttäuscht. Gut gestärkt machen wir uns danach an die Planung der Tour für Samstag mit guter Wetterprognose. Karten und Skitourenführer werden gewälzt und auch die Meinung des Wirtes wird noch ausgiebig hinzugezogen, zumal die Lawinenlage nicht ganz unkritisch ist. So will die Wahl unserer Tour(en) gut überlegt sein. Nach Abwägung aller Aspekte entscheiden wir uns schließlich für die Tour auf die Engelspitze (2260m) und teilen uns in zwei unterschiedlich schnelle Gruppen auf.
Nach dem Frühstück ab 7Uhr 30 Uhr fahren wir in Richtung Namlos. Parken können wir direkt am höher gelegenen Einstieg zur Tour zwischen Kelmen und Namlos an der Straße. Los geht es bei sehr gutem Wetter zunächst über sehr flache Hänge. Vor der Querung bis zu einem Bachlauf montieren die meisten die Harscheisen, da dieses erste Stück am Morgen noch sehr hart und eisig ist. In diesem Jahr hat eine Lawine das Bachbett aufgefüllt. Deshalb ist die Durchquerung diesmal völlig harmlos. Wir steigen zumeist in Spitzkehren und den vermutlich wegen der großen Schneelast umgestürzten Bäumen ausweichend weiter durch einen lichten Wald. Auch hier sind die Harscheisen weiterhin sehr hilfreich. Nach Erreichen der Waldgrenze geht es auf einem breiten Rücken weiter, immer Richtung Grat. Wir passieren beeindruckende Fischmäuler und staunen über den Zustand der ostseitigen Hänge. Typisch für diesen Winter gingen wegen der hohen Durchfeuchtung auch hier bereits einige Grundlawinen ab. Schließlich erreichen wir den Gipfel mit dem Gipfelkreuz. Hier rasten wir erst mal und genießen die schöne Aussicht, unter anderem auf die imposante Namloser Wetterspitze, wobei der Wind langsam etwas garstig wird. Ein Teil der Gruppe macht sich schließlich an die Abfahrt entlang der Aufstiegsspur. Die Anderen gehen weiter in Richtung Kelmer Kar und finden dort nach einem sehr steilen Einstieg zu Fuß super schöne Abfahrtshänge vor, über die sie direkt zurück nach Kelmen und auf die sonnige Terrasse unseres Quartiers gelangen.
Aber auch die Abfahrt entlang der Aufstiegsspur ist ganz gut zu fahren, und vor allem im oberen Teil bieten sich schöne Hänge. Die Abfahrt im Wald gestaltet sich etwas knifflig. Es gilt, den Übergang über das Bachbett wieder zu finden, und wegen der umgestürzten Bäume ist die Orientierung in diesem Jahr nicht immer ganz einfach. Dafür ist die am Morgen noch vereiste Passage jetzt super zu fahren.
Auf der Terrasse unseres Gasthofs treffen wir uns dann alle wieder und berichten über unsere unterschiedlichen Eindrücke des Tages. Und dann ist es auch schon fast wieder Zeit für unser leckeres 4-Gänge Menü, das wir uns auch alle redlich verdient haben.
Bei der Planung für den nächsten Tag kristallisieren sich heute rasch zwei Varianten heraus: Die ambitionierte Skitour auf die Namloser Wetterspitze(2554m) und alternativ die Tour auf das Galtjoch (2109m) von Rinnen aus mit ‚nur‘ 1000 Hm. Während sich die zunächst angedachten Gruppen heute vermischt hatten, ergibt sich so für die beiden Touren am Sonntag eine klare Trennung.
Die Aspiranten für die Namloser Wetterspitze treffen sich schon um 6 Uhr 30 zum Frühstück. Die andere Gruppe kann es etwas gemütlicher angehen. Die Tour aufs Galtjoch beginnt wieder bei schönem Wetter und mit einer kurzen und sehr steilen Abfahrt an den Rotlech, die an diesem Morgen noch sehr hart gefroren ist. Unten wird dann aufgefellt, bevor es über einen Waldwirtschaftsweg zunächst in mäßiger Steigung aufwärts geht. Diese Tour scheint heute sehr beliebt zu sein und wir sind hier an diesem Sonntag nicht alleine. Weiter geht es über einen freien Hang mit ein paar Almhütten und dann mäßig steil durch den Wald. Die Orientierung ist dank guter Spuren einfach. Schließlich erreichen wir die Ehenbichler Alpe, vor der wir eine kurze Rast einlegen, bevor es über freie Hänge weiter Richtung Gipfel geht. Beim weiteren Aufstieg ist lange Zeit nur ein Vorgipfel zu sehen. Erst als dieser erreicht ist, zeigt sich der eigentliche Gipfel mit Gipfelkreuz. Oben angekommen ist das Wetter leider nicht mehr makellos und auch der Wind ist wieder deutlich zu spüren. Die Aussicht ist aber noch immer beeindruckend. Die Abfahrt erfolgt dann einfach über weite Hänge entlang der Aufstiegsspur, zunächst bis zur gut bevölkerten Ehenbichler Alpe. Auch wir gönnen uns hier eine Pause mit Einkehr, dank der milden Temperaturen sogar draußen auf der Terrasse. Dann geht es weiter bergab, zunächst wieder vor allem im Wald. Die weitere Abfahrt im weichen Schnee ist meist gut zu fahren. Auf dem Ziehweg geht’s dann hinab bis zur Brücke über den Rotlech. Nach der schönen Abfahrt wartet von hier leider noch der Gegenanstieg mit ca. 100 Hm wieder hinauf nach Rinnen und zur Straße, aber auch den meistern wir dann alle noch.
Wie das Galtjoch ist auch die Tour auf die Namloser Wetterspitze ein Klassiker. Dieser Berg zählt mit seinen 2.553 m zwar nicht zu den höchsten Berggipfeln in den Lechtaler Alpen, aber mit Sicherheit zu den imposantesten. Diese gewaltige Bergpyramide hat zwei unterschiedliche Gesichter: Während sich die Nordseite felsdurchsetzt, schroff und unnahbar zeigt, ist die Südseite mit ihrer 400 Höhenmeter langen Gipfelflanke wenig felsdurchsetzt und durchaus friedlich.
Die 6-köpfige Gruppe startet um ca. 8h am Parkplatz an der Bundesstraße ins Sommerbergtal – ebenfalls bei schönem Wetter und mit bewusst moderatem Tempo, denn 1400 Höhenmeter verlangen eine gute Krafteinteilung. Auf angenehmen, schneebedeckten Forststraßen ziehen wir zum Bergdorf Fallerschein. Mit zunehmender Vorfreude auf den Gipfel legen wir hier eine kurze Rast ein mit der Idee, am Rückweg hier auf unsere Tour anzustoßen. Der Weitermarsch erfolgt bei guter Laune und gutem Schritt. Über steileres Gelände geht es zum Weittal-Sattel, von hier mit Blick auf den Gipfelhang. Nun liegt der schwierigere Teil des Aufstiegs vor uns. Leider nimmt die Bewölkung deutlich zu und unsere Sicht wird zunehmend schlechter. Etwa 50 Hm unter dem Gipfel erreichen wir das Skidepot und der letzte Teil des Aufstiegs erfolgt zu Fuß durch Schnee und Geröll. Gegen Mittag erreichen wir den Gipfel. Trotz bedecktem Himmel freuen wir uns an der Aussicht und bestaunen den Felsvorsprung nahe am Gipfel mit teils überhängendem Felsabbruch weit in die Tiefe. Der macht den Gipfel der Namloser Wetterspitze unverwechselbar und bietet einzigartige Fotomotive. Die Sicht wird zunehmend schlechter und der obere Teil der Abfahrt gestaltet sich bei überfrorenem Mischschnee ziemlich schwierig. Ab dem Sattel wird die Sicht wieder besser und auch der Schnee etwas weicher. An der unbewirteten Hütte in Fallerschein gibt es für Geldeinwurf alle möglichen Getränke und wir stoßen wie geplant auf unsere Tour an. Die weitere Abfahrt von Fallerschein zurück zu den Autos erfolgt zügig und mit wenig Stockeinsatz.
Unser Skitouren-Wochenende war eine gelungene Aktion und alle Teilnehmer freuen sich auf viele weitere gemeinsame Gipfel.